Dienstag, 6. August 2013

Nord-Ostsee-Kanal-Tour 2013



Nachbericht

14. - 16. Juni 2013: 
Nord-Ostsee-Kanal & St. Peter Ording-Tour


Am Nord-Ostsee-Kanal 

Am 14. Juni 2013 brach ich am späten Vormittag in Kiel auf, um den Nord-Ostsee-Kanal zu beradeln. Mein Ziel, welches ich auch erreichte, lautete, den Nord-Ostsee-Kanal innerhalb eines Tages komplett (ca. 110 Kilometer von Kiel nach Brunsbüttel) zu befahren. Ursprünglich hatte ich diese Tour als "lockere" Trainingseinheit geplant, um mich für eine mögliche größere Tour im Sommer 2013 fit zu halten. Der an diesem Tag sehr starke Gegenwind (siehe Video) machte mir vor allem auf den ersten 60 Kilometern jedoch einen Strich durch die Rechnung, sodass es einen deutlich größeren Kraftaufwand als erwartet erforderte, um die Kanalstrecke an einem Tag zu absolvieren.



Dennoch erreichte ich am frühen Abend mein Tagesziel Brunsbüttel. Auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz radelte ich anschließend noch einige Kilometer weiter, ehe ich nach insgesamt ca. 130 Tageskilometern ein Feld in der Nähe von Sankt Michaelisdonn (Kreis Dithmarschen) fand, auf dem ich in der Nähe einer Schafherde einschlief.

Der erste Zeltplatz der Tour

Da die Nächte im Juni aufgrund der spät untergehenden und früh aufgehenden Sonne nicht gerade lang sind, schlief ich nur sehr kurz, da mich die Sonne im Zelt bereits gegen kurz vor 5 Uhr weckte. Mit ca. 130 Kilometern vom Vortag in den Beinen waren dies nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Regeneration der Muskeln. Nach anfänglich noch etwas müden Beinen fand ich dennoch schnell meinen Rhythmus wieder und erreichte mein Tagesziel Sankt Peter Ording bereits mittags gegen 12 Uhr. Nachdem ich dort einige Stunden mit meinen Eltern verbracht hatte, ging es am Abend gegen 19 Uhr für mich weiter. In der Nähe von Friedrichstadt fand ich dann später ein Feld, auf dem ich die Nacht verbringen wollte - was mich noch erwarten würde, ahnte ich zunächst nicht.

Auf dem Weg nach St. Peter Ording

Ich hoffte, dass es nachts (wie am Vortag) nicht regnen würde und so verzichtete ich auf das Aufbauen des Zeltes, um unter freiem Himmel schlafen zu können. Zunächst ging mein Plan auch auf. Doch als es gerade zu dunkel war, um das Zelt noch problemlos aufbauen zu können, fing es an zu tröpfeln. Aus den Tropfen wurde ein Schauer, dann war klar: Ich musste das Zelt doch noch aufbauen. Um zu verhindern, dass der Schlafsack während des Aufbauens des Zeltes völlig durchnässte, legte ich ihn unter einen Baum, der zumindest einen Großteil des Regens auffing.

Der erste Plan: Auf Isomatte unter freiem Himmel schlafen

Irgendwann stand dann auch das Zelt und ich konnte mich schlafen legen - dachte ich. Nach nur wenigen Minuten war klar: Falsch gedacht! Der Wind wurde stärker und dann kamen auch schon die Blitze und der Donner. Ich überlegte: Im Zelt auf einem Feld, unmittelbar neben ein paar Bäumen und das Fahrrad, das den Blitz vermutlich anziehen würde, stand natürlich auch in der Nähe. Das waren sehr schlechte Voraussetzungen! Also musste ich wach bleiben und die Sekunden zwischen Blitz und Donner zählen, um das Zelt rechtzeitig verlassen zu können, sollte sich das Unwetter bedrohlich nähern. Das Gewitter zog glücklicherweise an mir vorbei, dies jedoch in so einem langsamen Tempo, dass ich erst nach über einer Stunde entspannen konnte - dachte ich zumindest. Und wieder falsch gedacht! Der Sturm, der gerade abgeebbt war, nahm kurz darauf einen neuen Anlauf. Ein Wind, den ich so bisher auf keiner Tour erlebt habe, zwang mein Zelt zum Stabilitätstest und leider verlor mein Zelt den Kampf: Eine Zeltstange brach genau in der Mitte durch. Jegliche Stabilität war verloren gegangen, der Wind wehte weiter gnadenlos, sodass das Zelt wegen der gebrochenen Zeltstange immer kleiner wurde und drohte, in sich zusammenzusacken. Ich musste nun (um das Zelt zu stützen) mit ausgestreckten Armen im Zelt liegen, um überhaupt noch so etwas in der Art wie ein Zelt zu haben. Bei besonders starken Windstößen kostete das sogar eine Menge Kraft - an Schlaf war jedenfalls nicht zu denken. Als der Wind gegen 3.30 Uhr dann endlich nachließ, kam ich immerhin noch auf ca. 90 Minuten Schlaf, ehe ich das völlig durchnässte Zelt gefrustet zusammenpackte und mich wieder auf den Sattel schwang.

Die gebrochene Zeltstange am nächsten Morgen

Gegen Mittag erreichte ich dann Kiel und ich war heilfroh, als ich dort den Schlaf nachholen konnte, den mir das Unwetter nachts verwehrt hatte. Am Ende hatte ich in den ca. 50 Stunden, die ich unterwegs war, 310 Kilometer zurückgelegt.

Insgesamt und mit etwas Abstand (mittlerweile sind fast 2 Monate seit der Tour vergangen) blicke ich gerne auf die Tour zurück. Auch der alles andere als erholsamen Nacht kann ich mittlerweile etwas Positives abgewinnen, da ich dadurch gelernt habe, dass ich auch nach zwei Nächten mit wenig bis gar keinem Schlaf in der Lage bin, große Distanzen mit dem Fahrrad zu absolvieren. Ich denke, dass mich die Ereignisse mental stärker gemacht haben. Auf die Hundeattacke am 1. Tourtag hätte ich hingegen gerne verzichtet. Ein Hund war aus 200 Metern Entfernung auf mich zugesprintet, reagierte auf die Kommandos seines Frauchens nicht und schnappte im Vorbeilaufen nach mir. Da er mich nicht erwischt hatte, lief er anschließend neben mir her. Die weiteren Schnappversuche konnte ich dann zum Glück mit meinem Schuh abblocken - der Hund und ich blieben unverletzt. Die Hundebesitzerin entschuldigte sich anschließend zwar, die Worte "Ich weiß auch nicht, was mit dem Hund los ist. Mit Radfahrern hat er es nicht so!" konnte ich jedoch kaum fassen. Wenn ich weiß, dass mein Hund gerne mal Radfahrer attackiert, spaziere ich doch nicht am Nord-Ostsee-Kanal entlang, der eine der beliebtesten Radstrecken Schleswig-Holsteins darstellt...

Den Nord-Ostsee-Kanal kann ich allen weiterempfehlen, die auch mal eine Tagestour oder gar mehrtägige Tour planen möchten, da es dort sehr ruhig ist, die Streckenführung einfach ist, man unterwegs viele andere Fahrradfahrer trifft und es (abgesehen von den Streckenabschnitten, die etwas abseits des Kanals liegen) keine Autos gibt. Der Kanal ist natürlich nicht sonderlich abwechslungsreich, aber meiner Meinung nach dennoch eine sehr nette Strecke. Auch die vielen Segelboote und Frachter tragen zum Fahrspaß bei - vor allem, wenn man sie überholt :-) Ebenfalls empfehlenswert ist natürlich St. Peter Ording!