Dienstag, 28. August 2012

Tag 2 - Auf und Ab von Strecke und Gemüt

Pause an der Ostsee

 Nach den vielen Kilometern des Vortages fühlte ich mich überraschend fit und machte in Åbenrå nur eine kürzere erste Ostseepause. Anschließend war ich etwas überrascht, dass Dänemark doch gar nicht so flach wie eine Briefmarke ist. Die zunächst kleineren "Hügel" an sich waren zwar kein großes Problem, aber die Summe machte sich nach einiger Zeit dann doch bemerkbar. Vor allem in der Region um Kolding herum war es dann schon ein anderer Schwierigkeitsgrad als am Vortag.


Zwar keine Berge, aber zahlreiche Anstiege gibt es auch in Dänemark

Das Problem, dass man Dänemark als komplett flach einschätzt, ist übrigens weit verbreitet. Eigentlich alle Reiseradler, denen ich unterwegs begegnet bin, waren überrascht, dass man in Dänemark doch häufiger "klettern" muss, als man zunächst annimmt. Das Land hat eben keine großen Gebirgszüge, weswegen man von einer einfachen, flachen Strecke ausgeht, doch einige Etappen sind dann doch ein einziges Auf und Ab. Sicherlich war es nicht so kräftezehrend wie vor zwei Jahren in Nordfrankreich, aber ich musste mich schon ordentlich abmühen, um eine gewisse Distanz zurückzulegen.


Blick bei Überquerung der Brücke über den Kleinen Belt ("Lillebaelt")


Nachdem ich den Lillebaelt überquert hatte, suchte ich mir gegen Abend an der Küste erstmal eine nette Badestelle, an der ich kurz ins Wasser ging, kochte und anschließend bei einem Bierchen einen Eintopf nur so in mich hineinschüttete. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon wieder über 100 Kilometer in den Beinen (auf einer nicht flachen Strecke), der Hunger trieb es somit nur so rein...

Nach bereits über 100 Tages-Kilometern abends am Strand - herrlich !

Nach diesem Hochgefühl, eine perfekte Badestelle genossen zu haben, lief es danach leider gar nicht mehr so gut. Die Felder der Bauern waren fast ausnahmslos noch mit Getreide versehen und jedes noch so kleine Waldstück war mit Camping-Verbotsschildern versehen, was sicheres Wildzelten schwierig machte. Auch Campingplätze begegneten mir nicht und so fuhr ich immer weiter, obwohl ich eigentlich schon merkte, dass mein Körper für die ersten beiden Tage genug gearbeitet hatte. Dann begegnete ich auch noch zwei Belgiern aus Brüssel und ich wollte es mir natürlich nicht nehmen lassen, mit den beiden ein Stück zusammen zu fahren, denn wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut (auch wenn es etwas dauerte, bis ich mein Schulenglisch wieder etwas "entstaubt" hatte).

Bald bemerkte ich jedoch, dass mein Fuß erste Signale sendete und dringend Ruhe brauchte und so nahm ich umgehend den nächst besten Schlafplatz, der auch nur im Ansatz sicher wirkte, obwohl ich die beiden Belgier zu gerne noch bis Odense begleitet hätte. Als ich dann endlich meinen Schlafplatz gefunden hatte, musste ich jedoch bald einsehen, dass dieser wohl der schlechteste und unruhigste war, den ich auf meinen Touren bisher genutzt hatte. Mit der Autobahn gleich um die Ecke konnte ich noch leben, doch kurze Zeit später bemerkte ich, dass hinter dem Hügel, den der Acker, auf dem ich schlief, aufwies, der Bauer arbeitete. Fast direkt neben mir befand sich ein großer Container (von dem ich mir zunächst Sichtschutz von der Straße aus erhofft hatte), sodass ich befürchten musste, dass der Bauer irgendwann abends vielleicht noch zu dem Container fahren würde. Ob er mich in der Nacht dann vielleicht übersehen würde? Ich beschloss daher, mich auszuruhen, ohne dabei einzuschlafen.

Schlaflos in ... irgendwo in der Nähe von Andebølle

 Kurze Zeit später bemerkte ich dann noch, dass sich um die Ecke eine Disco befand oder eine Feier stattfand - auch das ließ mich nicht wirklich zur Ruhe kommen. Und so verbrachte ich zirka fünf Stunden bis zum Morgengrauen auf dem Feld und war lediglich für ca. 20 Minuten richtig eingeschlafen. Auf das Aufbauen des Zeltes hatte ich gleich verzichtet, um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erregen - zum Glück regnete es nicht, sodass Isomatte und Schlafsack ausreichten.

Diese quasi schlaflose Nacht führte dann leider dazu, dass ich eigentlich gar nicht regenerieren konnte, obwohl ich an den ersten beiden Tagen bereits über 300 Kilometer zurückgelegt hatte (1. Tag 163,82 KM + 2. Tag 140,02 KM). Die Folge war dann leider, dass die Schmerzen im Laufe des 3. Tages stärker wurden und letztendlich zu meiner stark geschwollenen und entzündeten Achillessehne führten, wegen der ich die Tour vier Tage später verkürzen musste. Im Nachhinein betrachtet war es leichtsinnig zu glauben, dass ich die Schmerzen im Laufe der Tour mit einer Salbe in den Griff bekommen würde. Ich hatte die Auswirkungen der Schmerzen leider unterschätzt.

Dennoch quälte ich mich an den folgenden 4 Tagen noch bis Trelleborg und legte weitere 500 Kilometer zurück. Die Berichte dazu folgen in den nächsten Tagen...

Im Morgengrauen verließ ich die ungeeignete Schlafstelle